Außerhalb der Box denken kann sich doch lohnen.
Innovationen bauen auf viele verschiedene Faktoren. Dazu gehören unter anderem Kreativität, Fachwissen, Expertise, aber auch Ideenreichtum und das, was häufig „außerhalb-der-Box“-Denken genannt wird.
Gegen letzteres spricht jedoch eine Theorie, die Functional Fixedness oder funktionelle Fixierung genannt wird. Sie beschreibt die Tatsache, dass Personen Gegenstände häufig nur in einer – ihrer zumeist ursprünglich vorgesehenen – Funktionsweise betrachten. Veranschaulichen lässt sich das mit einem fiktiven Experiment: Einem Probanden wird ein großer Behälter aus Plastik voller Nägel, Klebstoff und Pappe gegeben. Er erhält die Aufgabe, mit den vorhandenen Materialien dafür zu sorgen, dass eine Kerze damit vor Regen geschützt wird.
Ausgehend von der funktionellen Fixierung wird der Proband versuchen, mit Nägeln, Pappe und Klebstoff einen Schutz für die Kerze zu bauen. Er denkt also abstrakt. Dabei wäre die simpelste Lösung, den leeren Behälter zu drehen und über die Kerze zu stellen. Da der Behälter aber als Behälter für die Materialien gesehen wird, wird er beim Lösungsansatz nicht in Betracht gezogen.
Dieser Vorgang ist eigentlich evolutionär bedingt, ein neurologisches Phänomen, das uns hilft, Dinge schnell ihrer ursprünglichen Funktion zuzuweisen, ist aber ein Feind von Innovationsdenken.
Aus diesem Grund hat Tony McCaffrey von der University of Massachusetts Amherst die so genannte Generic Parts Technique als Lösung gegen dieses Problem entwickelt. Mit ihr wird systematisch versucht, Objekte nicht in ihrer ursprünglichen Konzeption zu betrachten. Als Beispiel wird eine Kerze genannt, die eben nicht aus Docht und Wachs besteht, sondern aus einer Schnur, die lang, verwoben und aus verschiedenen Strängen besteht. Dazu kommen zylinderförmig geformte Fette. In diesem Beispiel würde der Docht also auch dienen, um etwas festbinden zu können - eine Verwendungsmöglichkeit, die man durch funktionelle Fixierung wohl übersehen hätte.
Zusammenfassend werden also Gegenstände in ihrer simplen Einzelheit betrachtet, um anschließend erst außerhalb der Box zu denken und innovativ handeln zu können. So abstarkt es sein kann, sich diesen Vorgang vorzustellen, so simpel können damit erzielte Ergebnisse sein. Eine Studie hat nachgewiesen, dass 67 Prozent mehr Probleme von einer Gruppe gelöst werden konnten, wenn diese vorher die Generic Parts Technique beigebracht gekriegt hat. Heute wird diese Methode häufig von Ingenieuren angewendet, um in der Industrie Innovationen voranzutreiben. Doch auch in anderen Bereichen kann mit dieser Technik eine Menge bewegt werden.
In Teil 2 der Serie "Innovationen finden" geht es um Design-Fixierung.
Quellen: